Die Weihnachtszeit ist jedes Jahr mit vielen Erwartungen verbunden. Es wird erwartet, dass Familien in Harmonie die Feiertage verbringen. Es wird erwartet, dass alle die Geschenke bekommen, die ihnen dienlich sind und die ihnen gefallen. Es wird erwartet, dass die Hausfrauen für einen geregelten Ablauf sorgen, wenn der Besuch da ist. Es wird erwartet, dass das Haus oder die Wohnung schön dekoriert ist. Es wird erwartet, dass… Die Liste könnte hier wahrscheinlich noch endlos weitergeführt werden.
Die Schwierigkeit beginnt für mich schon beim Wort ERWARTUNGEN. Es wird etwas von einer anderen Person erwartet, was aber für das Gegenüber möglicherweise gar nicht stimmig ist und nicht seinen Bedürfnissen entspricht. Das Wort ERWARTUNG beinhaltet zudem den Wortteil WARTEN. Ich warte also auf etwas, das ich mir sehnlichst wünsche, das aber vielleicht nie eintreffen wird, da es immer noch nur meine Erwartungen sind. Oftmals werden Erwartungen aber auch nicht ausgesprochen, was die ganze Angelegenheit deutlich erschwert. Jeder denkt sich, es ist doch selbstverständlich, dass ich dies erwarte oder das ist doch das Mindeste, was ich erwarten kann. Wüsste ich von den Erwartungen der anderen Person, könnte ich darauf reagieren und mich bewusst entscheiden, ob ich bereit bin, diese zu erfüllen oder nicht. Zumindest wäre auch bei einer Verneinung viel mehr Klarheit da, welche den Umgang untereinander auch erleichtern könnte.
Diese ERWARTUNGEN führen dann aber oftmals dazu, dass die Familienfeiern nicht in der gewünschten Harmonie stattfinden. Vielleicht findet man in der einen oder anderen Familie die Harmonie, obwohl ich denke, dass diese oft eher zur Pseudoharmonie gehört. Wir schwelgen also einen Tag lang in der vermeintlichen Harmonie und bleiben aber auch schön an der Oberfläche, damit keine tiefgründigen Gespräche stattfinden können, die eventuell den Hausfrieden durcheinander wirbeln könnten oder Familienmitglieder verletzen könnten.
Ich habe mich schon vor vielen Jahren entschieden, die Weihnachtstage mit meiner Familie, sprich mit meinen drei Kindern und meinem Mann alleine zu verbringen. Mittlerweile geniessen wir die stressfreie Familienzeit in den Bergen. Es gibt mir eine unglaubliche Freiheit, ohne Verpflichtungen, ohne Besuche, ohne Geschenkebringerei die Tage zu gestalten und spontan zu entscheiden, was wir während den sogenannten Festtagen machen. Es ist auch egal, wenn es am Weihnachtsabend kein Fondue Chinoise oder ein Raclette gibt. Somit ist Weihnachten das Fest der Liebe – aber vor allem das Fest der Selbstliebe. Ich sorge nämlich dafür, dass es mir behaglich ist und meine Bedürfnisse von Entspannung, Ruhe, Natur und Leichtigkeit erfüllt sind.
Ich wünsche euch ein besinnliches Weihnachtsfest mit möglichst wenig ERWARTUNGEN.
Welche Freiheiten wünschst du dir an Weihnachten?