Ich durfte dieses Jahr fünf tolle Wanderseminare durchführen. Die Themen Dankbarkeit und Loslassen standen an den Seminartagen, die in der Natur stattfinden, im Vordergrund. Insgesamt haben ungefähr 20 Frauen daran teilgenommen. Die Frauen zeigen sich jeweils in ihrer Menschlichkeit und Echtheit. Sie sind bereit sich zu öffnen, von ihren Narben, Wunden und Zweifeln zu erzählen. Sie gehen mit sich in einen Prozess und am Schluss des Tages sind sie um Erfahrungen, Erkenntnisse und interessante Gespräche reicher.
Weshalb ziehen solche Seminare vor allem Frauen an? Wo bleiben die Männer? Gehen die Männer nicht gerne wandern? Verbindet der Mann Wandern mit zu wenig Action?
Das letzte Mal sass ich mit François, meinem Geschäftspartner, der übrigens die Wanderseminare jeweils als einziges männliches Wesen begleitet, vor dem KKL in Luzern auf einer Bank. Wir unterhielten uns über unsere mögliche Kundschaft. Wir fragten uns, welche Menschen sprechen wir mit unseren Seminaren eigentlichen an. Ich sagte ihm, dass ich glaube, dass jeder, der jetzt gerade über diese Brücke vor uns läuft, ein möglicher Kunde oder eine mögliche Kundin wäre – sprich, dass unsere Themen, Dankbarkeit, Loslassen und Vergebung jedem von uns Menschen in irgendeiner Art und Weise vertraut vorkommen.
Was hält nun aber das männliche Individuum davon ab, sich an ein Wanderseminar anzumelden? Ist es schwierig über die eigenen Steine im Rucksack zu sprechen, die der Mann mit sich herumträgt? Ist es mühsam sich in einer Gruppe zu öffnen, weil man sich dann als Verlierer fühlt? Spricht der Mann grundsätzlich nicht über seine Probleme – oder nur mit seinem besten Freund? Hat der Mann Angst, dass er nicht mehr akzeptiert wird, wenn er von seinem Kummer erzählt? Ist es für den Mann grundsätzlich eine Herausforderung, über die eigenen Gefühle zu sprechen, weil die Männer es nie gelernt haben? Musste der Mann schon als Kind immer der Starke sein, und durfte seinen Emotionen den nötigen Raum nicht geben? Fragen über Fragen, aber leider habe ich für mich noch keine wirkliche Antwort gefunden, denn meine Fragen sehe ich als Interpretation und diese entspricht nicht immer der Wahrheit. Also liebe Männer da draussen. Ich freue mich auf eure Antworten, denn damit helft ihr mir zu verstehen.
Ich freue mich zumindest den ersten männlichen Wanderseminar-Teilnehmer im Jahr 2020 begrüssen zu dürfen – ich glaube an euch 😊.