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Die erste Freundin

«Darf meine Freundin in zwei Wochen bei uns übernachten?», fragte mich mein Sohn letzthin. «Ui, diese Frage überfordert mich jetzt gerade ziemlich. Ich spüre gerade in mir eine Unruhe und kann dir jetzt weder Ja noch Nein sagen», gab ich ihm als Antwort. Ich wusste, dass diese Frage irgendeinmal in mein Leben treten würde. Ich hatte mir aber bisher nie Gedanken darüber gemacht, was diese Frage in mir auslösen könnte. Sie löste aber etwas aus. Plötzlich ist eine Person mehr in unserem Haushalt anzutreffen. Wie gehe ich mit diesem «Fremdkörper», der für mich jedoch keine Bedrohung darstellt, um? Weitere Fragen schwirrten in meinem Kopf herum und machten mich unsicher. Irgendetwas engte mich innerlich ein. Was brauchte ich also, um ihm ein JA geben zu können? Ich wusste auch, dass ich nicht einfach JA sagen konnte, damit der Hausfrieden aufrechterhalten werden konnte und eine Pseudoharmonie herrschte. Ich wusste, dass ich mir zu wichtig bin, um mich einfach zu übergehen und nicht auf meine innere Stimme zu hören.

Also habe ich mir Zeit genommen, um mir bewusst zu werden, welche Bedürfnisse für mich erfüllt sein müssen, damit ich mich wohl fühle, wenn mein Sohn seine Freundin nach Hause bringt. Ich habe mir eine vertraute Person gesucht, die mich in meinem Prozess unterstützte.

Gespannt und ein wenig nervös bat ich meinen Sohn eine Woche später um ein Gespräch, damit ich ihm aufzeigen konnte, welche Aspekte für mich wichtig sind, damit ich ihm das JA geben konnte, dass er sich so sehr wünschte. Ich zeigte ihm auf, dass es mir wichtig ist, dass ich mich in meinem Haus daheim wohl fühle und dass meine Privatsphäre weiterhin gewährleistet ist. Zudem erzählte ich ihm, dass es für mich auch wichtig ist, authentisch sein zu können und ich mich in meiner Freiheit daheim nicht eingeengt fühlen will. Nachdem er mir zugehört hatte, bat ich ihn, mir zu sagen, wie er mich unterstützen könnte, damit die erwähnten Bedürfnisse erfüllt sind. Aus diesem Gespräch haben wir für uns Abmachungen aufgeschrieben, die mir Klarheit und Struktur in die ganze Thematik geben. Während diesem Gespräch konnte ich mich mit meinem Sohn verbinden. Ich konnte mit ihm in Beziehung gehen und habe sehr viel über ihn erfahren.

Nach diesem Gespräch konnte ich meinem Sohn ein aufrichtiges JA geben, weil durch den Austausch sehr viel Klarheit und Leichtigkeit in mein Leben kommen durfte. Ich freue mich nun, seine Freundin kennenzulernen und sie in unserer Familie aufzunehmen.

Was machst du, wenn dich Fragen überfordern?

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