Diese Woche war ein Wechselbad der Gefühle. Es gab Momente der Freude, des Lachens, des Stolzes und des Glücks, aber es gab auch immer wieder Momente der Wut, der Trauer, der Überforderung und des Schmerzes.
Schon am Wochenende plagten mich Bauchschmerzen, die dann ihren Höhepunkt am Montag hatten. Dies hiess auch, dass ich von meinen Schülerinnen und Schülern fast gar nichts ertragen konnte. Trotzdem liess ich mich telefonisch löchern. Während des Morgens spürte ich dann auch, dass ich wütend und traurig wurde, weil sie ihre Aufträge nicht erledigt hatten oder, weil sie ihre Aufträge nicht so erledigt hatten, wie ich mir das gewünscht hatte. Da die Schmerzen immer stärker wurden, entschied ich mich dann einen Arzt aufzusuchen. Dieser diagnostizierte mir eine Magenschleimhautentzündung und meinte dazu, dass diese wahrscheinlich psychosomatisch bedingt sei. Vielen Dank, dachte ich mir, so direkt hätte ich das jetzt auch nicht gebraucht.
Nach dem Arztbesuch öffnete ich ein Buch namens «Mein Körper – Barometer der Seele», welches ich von einer lieben Arbeitskollegin vor drei Monaten geschenkt bekommen hatte. Hier einige Auszüge daraus: «Ich verstehe nicht, dass bestimmte Dinge nicht so laufen oder einer oder mehrere Menschen sich nicht so verhalten wie ich es mir wünsche. Entzündung bedeutet auch Gereiztheit und Wut über etwas oder jemanden, das oder den ich nicht verdauen kann.» Wie wahr - dachte ich. Aktuell kommuniziere ich mit «meinen» Jugendlichen per Bildschirm. Am Morgen, wenn ich sie telefonisch erreichen möchte, sind einige noch am Schlafen. Vielen Schülern und Schülerinnen fehlt schlichtweg die Struktur, die jetzt so wichtig wäre, da diese ihnen auch Halt und Sicherheit geben würde. Die Aufträge werden erst nach mehrmaligem Nachfragen abgegeben. Momente der Ohnmacht und der Resignation kamen in mir hoch. Und ich begann mir einige Fragen zu stellen. Wieso bin ich bereit, Heimunterricht zu machen, obwohl mir die Nähe der Schüler fehlt? Macht diese Arbeit für mich so noch einen Sinn? Kann ich in diesem Setting noch wirksam sein? Ich erkannte, dass Sinnhaftigkeit und Wirksamkeit im Moment zwei Bedürfnisse sind, die erfüllt und genährt sein möchten.
Im Buch, das oben schon erwähnt wurde, stehen immer auch noch wertvolle Affirmationen. Hier ein paar Auszüge daraus: «Ich lerne Situationen und andere Menschen so zu akzeptieren, wie sie sind, da ich weiss, dass die einzige Macht, die ich habe, die über mich selbst ist. Ich verändere meine Erwartungen ins Positive. Ich höre auf, mich zu quälen und lerne jeden Augenblick meines Lebens zu geniessen.»
Nachdem ich die Affirmationen gelesen hatte, begann sich etwas in mir zu verändern. Ich konnte die Verantwortung, die mir so auf dem Magen lag, langsam loslassen. Ich begann wieder zu erkennen, was die Schüler alles gut machen. Ich schrieb ihnen Rückmeldungen des Lobes. Ich erkannte wieder die Fülle des Heimunterrichts. Ich kam wieder zurück in meine Kraft.
In der Zwischenzeit geht es meinem Magen auch schon wieder viel besser, denn ich versuche tagtäglich mit viel Gelassenheit und Leichtigkeit durch den neuen, angepassten Unterrichtsbetrieb zu gehen.